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Interview mit Kitty Kino

Wie entstand die Idee zu LARA UND DIE INSIDER?
Durch Selbstbeobachtung. In meinem Kopf quatschen ständig ziemlich viele Gedankenstimmen durcheinander. Wenn zum Beispiel meine Antreiber-Stimme sagt, dies oder das muss erledigt werden, meldet sich sofort eine zögerliche Gegenstimme, die minutiös alle Schwierigkeiten aufzählt, was wiederum den inneren Kritiker auf den Plan ruft usw. ... also Dauerstreit im Gehirn. Aus solchen Beobachtungen ist dann die Idee entstanden, diese Stimmen und Stimmungen zu personifizieren; also Phantasiewesen zu erschaffen, die in einem inneren Universum, vorwiegend in der Kommandozentrale im Kopf, ihre Kämpfe ausfechten.

Warum haben Sie das Buch für Jugendliche und nicht für Erwachsene geschrieben?
Es ist mir bald klar geworden, dass diese phantastische innere Welt und ihre seltsamen Wesen, die ich INSIDER nenne, ganz besonders Kinder bzw. junge Jugendliche ansprechen würden. In dem Alter ist man einfach aufgeschlossener für derartige Gedankenexperimente. Außerdem hat sich der Zugang zu meinem eigenen inneren Kind wie von selbst geöffnet und ich konnte mich sehr gut mit LARA und ihren INSIDERN identifizieren. Und schließlich habe ich auch noch eine Nichte im passenden Alter, die mir jede Menge Feedback gegeben hat.
Die Geschichte hat sich also sehr organisch entwickelt und die Charaktere haben sich geradezu persönlich bei mir vorgestellt: „Ich bin Zimperl, der kleine Angsthasenfrosch.“ Oder: „Kranzack ist mein Name, ich fresse dicke, fette Kränkungsbrocken und ich bin ganz sicher kein komischer Vogel.“

War der Umstieg vom Drehbuch- zum Buchschreiben also einfach?
Anfangs ja. Da bin ich mir beinahe wie ein Medium vorgekommen, das nur aufnimmt, was bereits in der Luft liegt. Die erste Fassung war also relativ schnell fertig. Viel, viel mehr Arbeit machte mir dann das Ausfeilen des Textes, die möglichst einfache und doch bildhafte Sprache, der unverschnörkelte Stil, ein zügiger Rhythmus. Dabei musste ich jedes Wort dreimal umdrehen – Uff! Schließlich ist LARA UND DIE INSIDER ja mein erstes Buch. Und dafür, dass ich mir noch vor kurzem so einen umfangreichen Prosatext überhaupt nicht zugetraut hätte, bin ich jetzt sehr zufrieden.

Wieso erscheint die Geschichte als Buch und nicht als Film?
LARA UND DIE INSIDER soll natürlich verfilmt werden. Aber Computeranimation in dem hier benötigten Ausmaß ist unvorstellbar teuer. Und selbst wenn die Finanzierung schon stehen würde, bis zum fertigen Produkt würde es trotzdem noch Jahre dauern. So lange wollte ich nicht warten und daher musste ich einen Weg finden, um meine Phantasie zu befreien. Beim Film, vor allem bei unseren Minibudgets, muss man dauernd Kompromisse machen. Ich habe das ja zur Genüge erlebt. Und das beginnt nicht erst beim Drehen, sondern schon beim Drehbuchschreiben. Da läuft bereits eine Selbstzensur im Hirn nach dem Motto: „Dieser Spezialeffekt wird zu teuer, so viele Komparsen können wir uns nicht leisten usw.“
Der Phantasie freien Lauf zu lassen und sich nicht sofort selbst zu beschränken, das ist ein herrliches Gefühl. Im Kopf ist der Film also schon fertig. Und ich hoffe nicht nur in meinem, sondern auch in dem der LeserInnen.

Was wünschen Sie sich für Ihr Buch?
Ich wünsche mir, dass die ersten Anzeichen eines Erfolges und damit die Möglichkeit, die Zielgruppe zu erreichen, nicht trügen. Immerhin sind wir schon auf Platz 9 der Bestsellerliste Kinderbuch im Sortimenterbrief – und das noch ganz ohne die Werbetrommel gerührt zu haben! Auch die Testphase lief bereits sehr positiv. Zwei 12jährige Testleserinnen haben sogar schon das Manuskript von LARA für ihr Deutschreferat gewählt. Die Geschichte bietet ja eine sehr gute Diskussionsgrundlage: Sie kann sowohl für die Entwicklung von psychologischen und sogar philosophischen Gedanken und Einsichten als auch zur Selbsterkenntnis dienen. Natürlich wollte ich auch ein unterhaltendes und spannendes Buch schreiben, aber eben auch eines mit Tiefgang, eines zum Nachdenken. Gerade junge Menschen sind oft sehr ernsthaft an den wichtigen Lebensthemen interessiert. Sie sind noch bereit, Fragen zu stellen, während viele Erwachsene aufgehört haben zu fragen, weil sie aufgehört haben, sich über die Wunder des Lebens ständig aufs Neue zu wundern.

Welche wichtigen Fragen werden in LARA angesprochen?
Am wichtigsten ist natürlich die Frage nach den individuellen INSIDERN – wer wohnt bei mir im Kopf oder irgendwo sonst im Körper? Da können Insider auftauchen, die denen von Lara ähnlich sind, es könnten aber auch ganz andere innere Wesen zum Vorschein kommen. Man muss nur die Stimmen in seiner Kommandozentrale belauschen und den Gefühlen in diversen Körperregionen nachspüren: Wer lässt die Knie weich werden oder die Hand zittern? Wer sagt Dinge, die man später bereut, und wer schnürt einem den Hals zu, wenn man gerade lautstark protestieren will?
Genauso wie ich Laras Insidern Namen gegeben und sie skizziert habe, könnten die jungen Leser-Innen ihre eigenen Insider beschreiben, zeichnen oder sogar vorspielen. Ein Spaß mit Selbsterkenntnispotential!
Wenn wir unseren INSIDERN also auf die Schliche kommen – wenn wir sie uns bewusst machen und uns nicht mehr mit ihnen identifizieren – dann kommt unser einzigartiges Wesen, unser wahres ICH mehr und mehr zum Vorschein und wir haben unser Leben mit Sicherheit besser im Griff und können klügere und mutigere Entscheidungen treffen.

Weitere Fragen betreffen die Ziele, die man sich steckt, welche Insider einen daran hindern, sie zu erreichen; wie einem die Insider beim Knüpfen von sozialen Kontakten helfen oder im Weg stehen, woher Angst und Mut kommen, welches Selbstbild man hat und welche Vorbilder oder Trugbilder einem das Leben schwer machen; wem man vertraut; wie man Aufmerksamkeit erregt und zu welchem Preis; was Symbole bedeuten; wie die Angst vor dem Tod und der Glaube zusammenhängen; was Familiengeheimnisse bewirken können; wie man sich seiner Geschlechterrolle bewusst wird, sie annimmt oder ablehnt und welche neue Lebensformen es heutzutage gibt.
Zu all diesen Themenkreisen habe ich einen Fragenkatalog erstellt, der zu Diskussionen anregen kann und soll. Diese 12 Gedankenspielanleitungen, von mir „Pop-ups“ genannt, sind (in Kürze) auf der Webseite des Verlags abrufbar.
Aber ich hoffe auch, so oft wie nur möglich, selbst mit jungen Leuten diskutieren zu können. Mich interessiert brennend, was da an Antworten und neuen Fragen zu mir zurückkommen wird und welche neuen INSIDER ich dadurch kennen lernen werde.

Wie geht es weiter? Was sind die nächsten Pläne?
Natürlich ist das wichtigste Abenteuer der nächsten Monate das Buch zu promoten und Leseterminen nachzukommen. Daneben werde ich mich um die Verfilmung und auch um eine Theaterfassung kümmern.
Ein zweites Buch, ein Pendant mit einem Jungen als Hauptperson, ist auch schon angedacht. Es wird aber noch eine Weile dauern, bis ich dafür wieder die Zeit finde.
Abschließend möchte ich sagen, dass LARA UND DIE INSIDER für mich persönlich bis jetzt meine wichtigste und beste Arbeit ist. Ein Buch für Kinder, für Eltern, für Lehrer, für Leser im Allgemeinen; mit einem Wort: ein Buch für Leute von 9 – 90.

Feedback

Ein abgefahren cooles Buch. Ich wollte kein bisschen lesen. Aber durch dieses Buch habe ich gemerkt, dass lesen Spaß macht.
Elif (12)

Genial! Man lernt in sich selbst hineinzuschauen.
Wessly (14)

... ein aufwühlendes ... höchst dramatisches ... mutmachendes ... auch witziges ... auf jeden Fall ein tolles Buch.
Ein Buchhändler